Logopädische Stimmtherapie bei Erwachsenen

Eine logopädische Stimmtherapie hilft dir dabei, eine klangvolle, klare und vor allem gut funktionierende Stimme zu finden. Wir wissen, dass viele Menschen unter einer hohen Stimmbelastung stehen und dass sich in der Folge häufig Stimmbeschwerden entwickeln. Wir wissen, dass der Alltag mit einer schlechten Atem-, Sprech- und Stimmtechnik sehr belastend sein kann und dass viele Menschen unter den Folgen leiden. Eine logopädische Stimmtherapie unterstützt dich auf dem Weg zu einer viel leistungsfähigeren und leichtgängigeren Stimme.

Nur Mut! Eine gesunde und klangvolle Stimme ist kein Zufall, sondern das Resultat einer gute Stimmtechnik.

über unsere Stimme

Sie ist unser wichtigstes Kommunikationsmittel. Wir verwenden Sie von Kindesbeinen an und haben auf sehr intuitive Weise unsere eigene Stimmtechnik entwickelt. Wir greifen auf sie zu, wann immer wir sie benötigen und erwarten dass sie funktioniert. Manchmal muten wir ihr einiges zu. Weil unsere Stimme ein robustes Organ ist, hält sie einiges aus. Manchmal aber entwickeln sich im Laufe der Jahre Stimmprobleme, die die Kommunikationsfähigkeit belasten. Eine Stimmtherapie hilft in solchen Fällen, die Stimmgesundheit wiederzufinden.

Stimmtraining oder Stimmtherapie?

Ein Stimmtraining ist eine präventive Maßnahme um deine Stimme gesund zu erhalten. Besonders dann, wenn Du in einem stimmintensiven Beruf arbeitest, ist es eine sinnvolle Maßnahme, die der Entwicklung von Stimmstörungen vorbeugen kann.
Immer dann, wenn sich Symptome einer medizinisch relevanten Stimmstörung zeigen, sollte eine logopädische Stimmtherapie durchgeführt werden.

Die Stimmtherapie sollte frühzeitig beginnen

Je eher Stimmprobleme erkannt und professionell behandelt werden, desto besser ist die Prognose.
Eine Stimmtherapie sollte daher möglichst bei den ersten Symptomen einer Stimmstörung aufgenommen werden.

Eine gesunde Stimme
funktioniert leichtgängig,
ist belastbar und widerstandsfähig.


Was sind Stimmstörungen?

Stimmstörungen sind Funktionseinschränkungen der Stimme mit dem Hauptsymptom der Heiserkeit. Hinzu gesellen sich meistens viele weitere Symptome, wie z.B. Sprechanstrengung, Stimmversagen oder Schmerzen beim Sprechen. Viele Stimmstörungen lassen sich durch eine gezielte Stimmtherapie gut behandeln, nicht immer jedoch sind operative Eingriffe zu verhindern.

Wie erkennt man beginnende Stimmstörungen?

Stimmstörungen entwickeln sich häufig schleichend. Im Anfangsstadium berichten viele Patienten, dass das Sprechen nicht mehr leicht falle und dass längeres Sprechen bei erhöhter Lautstärke zur Sprechanstrengung und Stimmverschlechterung führe. Die zunehmende Heiserkeit führt zu einer rauhen, behauchten oder knarrenden Stimme. Nach Feierabend fühlen sich viele Patienten stimmlich erschöpft und vermeiden die stimmliche Kommunikation.

Häufige Symptome

Das Hauptmerkmal von Stimmstörungen ist die Heiserkeit, die unabhängig von einer Erkältung besteht. Eine heisere Stimme ist dadurch gekennzeichnet, dass durch ein unphysiologisches Schwingungsverhalten der Stimmlippen Geräuschbeimischungen im Stimmklang entstehen. Die Stimme klingt rauh oder behaucht und ist in ihrer Leistungsfähigkeit deutlich eingeschränkt. Je nach Ausprägung der Stimmstörung können noch viele weitere Symptome hinzukommen, z.B.:

  • Sprechanstrengung
  • Verspannungen im Bereich des Nackens
  • Spannungskopfschmerzen
  • Schmerzen bei längerem Sprechen im Bereich des Kehlkopfes
  • Schleimbildung
  • Räusperzwang
  • gepresster Stimmklang
  • „Kloß im Hals“
  • leise, klangarme und wenig tragfähige Stimme
  • empfindliche Stimme
  • Versagen oder Wegbrechen der Stimme
  • Stimmlosigkeit (Aphonie)

Wenn sich Symptome
einer Stimmstörung zeigen,
ist eine logopädische
Stimmtherapie indiziert.
Diese sollte möglichst früh beginnen.

Der Weg zur Stimmtherapie

Bevor eine logopädische Stimmtherapie aufgenommen werden kann, ist immer eine ärztliche Untersuchung erforderlich. Wenn Du häufiger heiser wirst oder andere Stimmprobleme vorliegen, solltest Du daher zunächst einen Termin bei einem HNO-Arzt oder einem Phoniater, dem Facharzt für Stimmerkrankungen, vereinbaren.

Der HNO-Arzt verordnet die Stimmtherapie

In der HNO-ärztlichen Untersuchung führt der Arzt zunächst eine Anamnese durch und untersucht danach den Kehlkopf. Sollte er Anzeichen einer Stimmstörung feststellen, die logopädisch behandelt werden sollte, wird er eine Stimmtherapie empfehlen und eine Verordnung ausstellen. Mit dieser Verordnung kannst Du dich an einen Logopäden wenden und die Stimmtherapie aufnehmen.
Stimmtherapeut finden
Da es in der Logopädie viele unterschiedliche Störungsbilder gibt, ist nicht jede Logopädin oder jeder Logopäde gleichzeitig ein erfahrener Stimmtherapeut. Wir empfehlen dir, vor Beginn einer Behandlung nachzufragen und deine Probleme so genau wie möglich zu beschreiben. Neben Logopäden werden Stimmtherapien auch noch von Atem-, Sprech- und Stimmlehrern nach Schlaffhorst-Andersen durchgeführt.

Wer trägt die Kosten für die Stimmtherapie?

Falls eine ärztliche Verordnung für eine logopädische Therapie vorliegt, werden 90 % der Kosten von der gesetzlichen Krankenkasse getragen. Einen Eigenanteil von 10 % müssen die Patienten selbst finanzieren. Privat versicherte Patienten tragen die Kosten zunächst grundsätzlich selbst und können die Unterlagen nachträglich bei ihrer Krankenkasse einreichen. Zur Prüfung einer Kostenübernahme empfehlen wir allen privatversicherten Patienten, vor Beginn der logopädischen Stimmtherapie bei ihrer Versicherung nachzufragen.

Der Arzt verordnet die Stimmtherapie,
die Krankenkasse übernimmt die Kosten und
du suchst dir einen Stimmtherapeuten.


Ursachen und Arten von Stimmstörungen

Stimmbeschwerden können durch ganz unterschiedlicher Ursachen ausgelöst werden. In Abhängigkeit von den Ursachen ergeben sich spezifische Störungsmuster und damit unterschiedliche Arten von Stimmstörungen.

  1. Die hyperfunktionelle Dysphonie ist durch einen zu großen Kraftaufwand bei der Stimmgebung gekennzeichnet. Dadurch entsteht bei der Tonproduktion im Kehlkopf ein zu hoher Ausatemdruck, der sich ungünstig auf die Klangerzeugung auswirkt. Diese Stimmstörung entsteht häufig bei einer hohen Stimmbelastung im Beruf und führt zu einem rauen, heiseren und gepressten Stimmklang. In der Stimmtherapie lernt der Patient mit ausgewogenen Druck zu phonieren. Dadurch verbessert sich der Stimmklang, die Tragfähigkeit und die Stimmökonomie.
  2. Bei der hypofunktionellen Stimmstörung ist die stimmliche Leistungsfähigkeit entweder aus konstitutionellen oder stimmtechnischen Gründen eingeschränkt. Durch die kraftlose Stimmgebung entsteht ein leiser, behauchter und wenig tragfähiger Stimmklang. Die Stimme ermüdet schnell und droht bei Belastung zu versagen. Das Ziel der Stimmtherapie ist auch in diesem Fall eine Tonusregulation der Stimmgebung.
  3. Organische Dysphonien entstehen durch pathologische Veränderungen des Kehlkopfes, die die Klangerzeugung beeinträchtigen. Wenn sich auf den Stimmlippen beispielsweise Stimmlippenknötchen gebildet haben, dann behindern diese die Schwingungsfähigkeit der Stimmlippen und führen zu einer ausgeprägten Heiserkeit. Das Ziel der Stimmtherapie besteht darin, die organischen Einschränkungen durch eine Optimierung der Stimmtechnik soweit zu verbessern, dass ein möglichst guter Stimmklang entsteht.
  4. Psychogene Dysphonie: Weil das seelisches Befinden große Auswirkungen auf unsere Stimmgebung hat, können Stimmstörungen auch psychische Gründe haben. In schweren Fällen kann eine vollständige Stimmlosigkeit entstehen. Idealerweise wird die Stimmtherapie bei dieser Ursache in Kombination mit einer psychologischen Behandlung durchgeführt.
  5. Stimmlippenlähmungen führen zu einer meist plötzlich auftretenden Bewegungsunfähigkeit einer oder beider Stimmlippen. Da die Stimmlippen nicht nur für die Erzeugung des Stimmklangs zuständig sind, sondern auch am Atem- und Schluckvorgang beteiligt sind, entstehen häufig umfangreiche Einschränkungen. Zur Behandlung von Stimmlippenlähmung stehen grundsätzlich zwei verschiedene stimmtherapeutische Ansätze zur Verfügung. Die klassische logopädische Behandlung der einseitigen Stimmlippenlähmung stimuliert die Beweglichkeit der gesunden Stimmlippe, damit diese den Funktionsausfall der geschädigten Stimmlippe übernimmt. Die Vocastim-Reizstromtherapie hingegen zielt auf die Regeneration der geschädigten Stimmlippe ab. Durch eine Elektro-Stimulation des Kehlkopfes soll dabei der Heilungsprozess gefördert und eine Bewegungswiederkehr angebahnt werden.

Grundsätzlich gilt:

Wenn eine Heiserkeit
länger als 14 Tage andauert,
sollte eine Vorstellung
beim HNO-Arzt erfolgen.

Ablauf einer logopädischen Stimmtherapie

Stimmstörungen sind sowohl in ihrer Symptomatik als auch in ihrer Pathophysiologie sehr unterschiedlich und individuell. Daher unterscheidet sich auch das therapeutische Vorgehen von Patient zu Patient. Dennoch gibt es typische Therapiebereiche, Methoden und Übungen bei der Behandlung von Stimmstörungen, die wir in diesem Bereich vorstellen möchten.

Ziele der Stimmtherapie


Das Ziel einer logopädischen Stimmbehandlung ist grundsätzlich die Verbesserung der stimmlichen Leistungsfähigkeit. Auf dem Weg dort hin gibt es viele Teilziele, wie z.B. die Verbesserung einzelner stimmtechnischer Aspekte, den bewussten Einsatz stimmhygienischer Maßnahmen oder eine gezielte Optimierung der Arbeitsumgebung zur Entlastung der Stimme.

Stimmdiagnostik / Stimmanalyse

Weil sich sowohl die Beschwerden, als auch die Ursachen einer Stimmstörung sehr individuell sind, beginnt jede Stimmbehandlung mit einer ausführlichen Diagnostik.
In einem ausführlichen Eingangsgespräch beschreibst der Patient seine stimmlichen Beschwerden. Danach untersuchen wir mit verschiedenen Diagnostikverfahren die stimmliche Leistungsfähigkeit. Neben klassischen logopädischen Methoden setzen wir dazu auch computergestützte Stimmanalyseprogramme ein.

Beginn der Stimmtherapie

Nach der Stimmdiagnostik werten wir die Ergebnisse gemeinsam mit de Patienten aus. Dadurch erhalten sie bereits erste Informationen über ihre Sprechweise, lernen ihre eigene Stimme wahrzunehmen und entdecken manchmal bereits erste Fehler. Im Behandlungsplan definieren wir die wichtigsten Therapieziele und entscheiden, in welchen Behandlungsbereichen die Schwerpunkte der Stimmtherapie liegen werden. Danach beginnen wir unsere Stimmarbeit meistens mit den ersten Stimmübungen.

Je genauer du deine Sprechweise kennst
und je besser du deine Stimme
wahrnehmen kannst,
desto schneller werden sich Erfolge
in der Stimmtherapie einstellen.

Therapiebereiche und Methoden der Stimmtherapie

Stimmübungen für eine bessere Klangqualität

Das herausragende Symptom von Stimmstörungen ist die Heiserkeit. Die Verbesserung der Stimmgebung (Phonation) ist daher der wichtigste Therapiebereich in der Stimmtherapie.
Mittels verschiedener Stimmübungen lernst du,
deine Stimmlippen „frei“ schwingen zu lassen, so dass möglichst wenig Nebengeräusche entstehen. Die Entwicklung einer physiologischen Stimmtechnik führt zu einer gleichzeitig klangvollen, lauten und leichtgängigen Stimme.

Stimmhygiene: Tipps zur Stimmpflege

Vor allem, wenn Du Berufssprecher bist, solltest Du stimmhygienische Maßnahmen kennen und anwenden. Denn ein sorgsamer Umgang mit unserer Stimme dient der Stimmgesundheit. Wichtige Maßnahmen sind ausreichendes Trinken, Stimmschonung bei Kehlkopfentzündungen und der Verzicht auf Zigaretten und Alkohol.

Wenn die Stimmlippen ungehindert
schwingen können, dann entsteht
ein gesunder Stimmklang,
der sowohl leichtgängig als auch kräftig ist.

Atemübungen für eine leichtgängige Sprechatmung

Atemübungen für eine leichtgängige Sprechatmung
Die Atemluft versetzt unsere Stimmlippen in Schwingung. Daher ist eine gute Atemtechnik eine wichtige Grundlage für eine klangvolle Stimme. Weil die Sprechatmung ein sehr komplexer Vorgang ist, sind atemtechnische Mängel weit verbreitet. Die gesunde Sprechatmung ist leichtgängig, erfolgt regelmäßig und unhörbar durch den Mund und äußert sich in einer tiefen Bauchatmung. Immer dann, wenn sich in der Diagnostik atemtechnische Mängel zeigen, helfen uns Atemübungen, eine gut funktionierende Sprechatmung zu finden.

Artikulationsübungen

Weil eine deutliche Artikulation nicht nur wichtig für die Verständlichkeit ist, sondern auch Auswirkungen auf deinen Stimmklang hat, ist eine deutliche Aussprache eine wichtige Voraussetzung für die Stimmgesundheit. Artikulations- und Sprechübungen helfen, eine deutliche Aussprache und eine klangvolle Sprechweise zu entwickeln.

Kontrolle des Sprechtempos

Auch das Sprechtempo hat enorme Auswirkungen auf alle Prozesse des Sprechens. Je schneller das Sprechtempo, desto häufiger entstehen Fehler in der Aussprache, der Atmung und der Stimmgebung. Sprechübungen zu einem kontrollierten und angemessenen Sprechtempo sind daher häufig Teil der Stimmbehandlung.

Bewusster Einsatz kommunikativer Strategien

Nicht immer sind viele Worte erforderlich und nicht immer ist eine hohe Sprechlautstärke das richtige Mittel. Weil wir durch bewusstes Kommunikationsverhalten unsere Stimmbelastung reduzieren können, sollten vor allem Berufssprecher bewusst planen. Je ökonomischer du mit deiner Stimme umgehst, desto besser kannst du Stimmbelastung reduzieren.

Technische Hilfsmittel

Längeres Sprechen bei erhöhter Umgebungslautstärke belastet die Stimme enorm. Mikrofone und Verstärker sind heute sehr leistungsfähig, preiswert und gut transportabel.
Sie bieten daher eine optimale Unterstützung und entlasten die Stimme ganz erheblich.

Nur Mut!

Eine gesunde und klangvolle Stimme
ist kein Zufall, sondern das Resultat
einer guten Stimmtechnik.
Diese lässt sich erlernen.