Sprechatmung, Ruheatmung, Bauch- & Zwerchfellatmung

Die Atmung liefert die Luft für die Stimmgebung und ist damit eine Basisfunktion des Sprechens. Eine gesunde Sprechatmung ist eine wichtige Voraussetzung für eine klangvolle, belastbare und ökonomische Stimme, die auch bei längerem Sprechen gut funktioniert. Ein wesentliches Merkmal einer guten Atemtechnik ist, dass die Luft bis in die tiefen Regionen der Lunge eindringen kann und dadurch eine tiefe Atmung entsteht. Diese Form der Atmung wird Bauch- oder Zwerchfellatmung genannt. Solange das Sprechen gut funktioniert, beschäftigen sich die meisten Menschen nicht mit ihrer Atmemfunktion. Zeigen sich allerdings Atem-, Sprech- und Stimmprobleme, ist die Beschäftigung mit der Atemtechnik häufig unvermeidbar. Lesen Sie in diesem Artikel über die Merkmale der physiologischen Sprechatmung , der Ruheatmung, sowie der Bauch- und Zwerchfellatmung.

Störung der Sprechatmung

Unsere Sprechatmung ist die Grundlage für unsere Stimm- und Sprachproduktion, indem sie den Ausatemstrom erzeugt, der die Stimmlippen in Schwingung versetzt. Die Sprechatmung ist ein Vorgang, den wir unzählige Male am Tag unbewusst vollbringen. Aufgrund der Komplexität des physiologischen Vorgangs, an dem unzählige Nerven, Muskeln und Organe beteiligt sind, sind Defizite der Sprechatmung verbreitet. Viele Menschen leiden unter Atemproblemen, die sich vor allem bei längerem Sprechen oder bei Nervosität zeigen. Patienten beschreiben die folgenden Symptome:

  • Luftnot beim Sprechen
  • Mühsame Sprechatmung
  • Verkrampfung der Atemmuskulatur bei längerem Sprechen
  • Sprechen mit zu viel Druck
  • Gepresster Stimmklang
  • Verspannungen im Bereich der Bauch-, Schulter- und Nackenmuskulatur
  • Verstärkte Atemprobleme bei Nervosität
  • Sprechanstrengung
  • hoher Luftverbrauch
  • Zu lange Sprechphrasen mit geräuschhafter Einatmung
  • fehlende Zwerchfell- oder Bauchatmung
  • Hochatmung (Clavikularatmung)

Die gesunde Sprechatmung

In einem Atem-, Sprech- und Stimmtraining oder einer logopädischen Stimmtherapie lernen die Klienten die Merkamle der physiologischen Sprechatmung kennen. Diese sind:

  • Mischatmung  (Brustatmung und Zwerchfellatmung = costoabdominale Mischatmung):Bei dieser physiologischen Atemform sind die Atemmuskeln des Brustkorbes und das Zwerchfell beteiligt, sodass es zu einer Kombination aus Bauchatmung und Brustatmung kommt. Dies führt zu einer tiefen, ruhigen und ökonomischen Sprechatmung.
  • Sprechatmung ist Mundatmung:
    Anders als viele glauben, erfolgt die physiologische Sprechatmung durch den Mund und nicht durch die Nase. Beim Sprechen sind wir auf eine schnelle und geräuscharme Luftaufnahme angewiesen, was aufgrund der Enge der Nasenlöcher bei der Nasenatmung nicht möglich ist.
  • Die geräuscharme Sprechatmung:
    Der Mund öffnet sich bei der Einatmung und der Rachen weitet sich, so dass die Luft in der Einatmungsphase geräuscharm einströmen kann.
  • Regelmäßigkeit der Atempausen:
    Von besonderer Bedeutung bei der Sprechatmung ist die Atemfrequenz. Die Atempausen sollten ungefähr alle 2-8 Sekunden erfolgen und nicht zu kurz sein.
  • Verlängerte Ausatemphase:
    Im Gegensatz zur Ruheatmung ist die Ausatmungsphase beim Sprechen deutlich verlängert. Das Verhältnis von Ein-, zu Ausatmung entspricht dem Verhältnis von ca. 1:8.
  • Die reflektorische Atemergänzung:
    Am Ende der Sprechphrase erfolgt ein automatisch ablaufender Vorgang, der eine schnelle, leichtgängige und effiziente Sprechatmung ermöglich. In dieser kurzen Einatmungsphase entspannt sich die Bauchmuskulatur, der Mund öffnet sich, und der Haupteinatemmuskel, das Zwerchwell, kontrahiert. Die Luft kann nun unhörbar über den geweiteten Vokaltrakt (Rachen und Kehlkopf) einströmen.

Die gesunde Ruheatmung

Die Ruheatmung ist durch die folgenden Eigenschaften gekennzeichnet:

  • Die Ruheatmung erfolgt durch die Nase
    Dadurch wird die Atemluft gereinigt, befeuchtet und angewärmt.
  • Gleichmäßiger Atemrhythmus
    Der Atemrhythmus ist deutlich gleichmäßiger als der bei der Sprechatmung und entspricht dem Verhältnis von ca. 1:1,2.
  • Mischatmung aus Brust- und Bauch-/ Zwerchfellatmung 
    Wie bei der Sprechatmung auch, liegt bei der Ruheatmung eine costoabdominale Mischatmung vor: durch die Einatmung erfolgt eine Erweiterung des Brust- und des Bauchraumes.

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