Kurzatmigkeit, Luftnot und andere Atemprobleme beim Sprechen und Singen

Kennen Sie Luftnot beim Sprechen und Singen?
Leiden Sie unter Kurzatmigkeit oder anderen Atemproblemen?
Haben Sie manchmal das Gefühl, in der Atempause nicht genügend Luft zu bekommen?
Können Sie manchmal nicht frei durchatmen und empfinden Sie ihre Sprechatmung als verkrampft und schwergängig?

Atemnot, die beim Sprechen und Singen auftritt, ist weit verbreitet. Sie entsteht immer dann, wenn wir nicht häufig genug atmen, zu kurze Atempausen machen oder den Mund nicht richtig öffnen. Bei Nervosität, wie z.B. bei öffentlichen Redebeiträgen verstärken sich die Atemprobleme in der Regel und können so das Sprechen zur mühsamen Aufgabe machen.

In diesem Artikel erfahren Sie, welche Bedeutung die Sprechatmung für unsere Stimmgebung hat, wodurch Atemprobleme ausgelöst werden und wie Sie durch richtiges Atmen Kurzatmigkeit und Luftnot beim Sprechen verhindern können.

Wenn beim Sprechen und Singen Luftnot entsteht…

Luftnot, die während des Sprechens entsteht, ist sehr unangenehm. Sie hat vielfältige Auswirkungen auf die Stimmgebung und die Sprechweise und führt meistens zu ausgeprägten kommunikativen Einschränkungen. Dass die Atmung für das Sprechen eine große Bedeutung hat, ist zwar allgemein bekannt, worauf es jedoch bei einer guten Atmung ankommt, wissen die wenigsten.

Die Atmung ist die Grundlage des Sprechens

Die Atemluft bringt unsere Stimmlippen in Schwingung und sorgt damit für den nötigen Atemantrieb. Eine gesunde Sprechatmung ist die beste Voraussetzung für eine klangvolle Stimme und eine gut verständliche Aussprache. Eine schlechte Atemtechnik wirkt sich hingegen immer nachteilig aus und kann eine Vielzahl an Beschwerden beim Sprechen und Singen nach sich ziehen.

Die Atmung kommt häufig zu kurz

Da wir unsere Aufmerksamkeit beim Sprechen normalerweise in erster Linie auf den Inhalt richten, laufen atem- und sprechtechnische Vorgänge meistens unbewusst ab. Es besteht daher immer die Gefahr, dass wir der Sprechatmung zu wenig Beachtung schenken.
Die wenigsten haben sich schon einmal bewusst mit ihrer eigenen Atmung beschäftigt und wissen, worauf sie achten sollten. Auf diese Weise entwickeln sich im Laufe der Jahre manchmal ausgeprägte Atembeschwerden.

Beim Reden geht die Luft aus

Wenn beim Sprechen die Luft schnell ausgeht, haben wir entweder zu wenig eingeatmet oder es geht bei der Stimmgebung zu viel Luft verloren. In beiden Fällen geraten wir schnell aus der Puste. Was auch immer die Ursache: keine oder zu wenig Luft beim Sprechen zu haben, führt zu einer mühevollen und angestrengten Sprechweise.

Wenn wir beim Sprechen nicht richtig durchatmen können…

Wenn beim Sprechen die Luft ausgeht, dann führt der Mangel an Luft zu einer hohen Belastung der Ausatem-Muskulatur. Vor allem die Bauchmuskulatur übt in solchen Fällen sehr viel Kraft aus, um die noch verbleibende Luft für die Stimmgebung zur Verfügung zu stellen. Dieser hohe Aufwand ist allerdings sehr unökonomisch und führt zu einem hohen Widerstand bei der Einatmung und in der Folge einer insgesamt verkrampten Atemmuskulatur. Der Sprechende spricht in solchen Fällen mit gepresster Stimme und hat das Gefühl, nicht richtig durchatmen zu können.

Schnappatmung bei Vorträgen

Bei Nervosität steigt die Anspannung und damit verändert sich häufig auch unsere Sprechweise. Häufig steigt in solchen Situationen das Sprechtempo, die Sätze werden länger und die Atempausen kürzer. Wenn langen Sprechphrasen zu kurze Atempausen folgen, dann entstehen im Bereich des Mundes, des Rachens oder des Kehlkopfes hörbare Luftgeräusche, die als Schnappatmung bezeichnet werden.

Vorlesen strengt an

Vor allem für diejenigen, die sich beim lauten Lesen nicht sicher fühlen, kann das Vorlesen vor einer Gruppe starken Stress auslösen. Bei Nervosität ist es zudem schwer, sich auf den Inhalt des Gelesenen zu konzentrieren und es kommt zum stockenden Lesefluss und vielen Versprechern. Besonders die Atempausen werden meistens als unangenehm empfunden und es fällt schwer, „gelassen“ einzuatmen.

Eine falsche Atemtechnik kann
Sprech- und Stimmprobleme verursachen.

Wie Atemprobleme beim Sprechen entstehen

Zum Sprechen und Singen benötigen wir Luft, denn der Ausatemstrom bringt unsere Stimmlippen in Schwingung und macht unsere Sprache auf diese Weise hörbar.

Kurzatmiges Sprechen führt zur Luftnot

Viele Menschen atmen überhastet, zu selten und unregelmäßig. Kurzatmiges Sprechen führt dazu, dass wir zu wenig Luft für die Stimmgebung zur Verfügung haben und daher geraten wir besonders bei längerem Sprechen schnell außer Atem. Ein kraftvoller und tragfähiger Stimmklang kann sich auf diese Weise nicht entwickeln und unsere Stimme klingt in solchen Fällen tonlos, leise oder brüchig.

Lange Sprechphrasen

Wenn wir „ohne Punkt und Komma“ in langen Sätzen und in schnellem Sprechtempo sprechen, nehmen wir uns meistens auch zu wenig Zeit für die Einatmung. In den kurzen hektischen Atempausen kann sich der Mund, der Rachen und die Glottis nicht weit genug öffnen, so dass die Luft nicht ungehindert in die Lunge einströmen kann. Auf diese Weise erfolgt die Atmung angestrengt und wir nehmen insgesamt zu wenig Luft auf. So geraten wir nach wenigen Sätzen in Luftnot und haben das Gefühl, nicht richtig durchatmen zu können.

Angespannter Bauch –
verkrampfte Bauchmuskeln

Ein besonders häufiges Symptom bei Atemproblemen ist eine dauerhaft angespannte Bauchmuskulatur. Sie entwickelt sich dann, wenn wir mit zu viel Druck sprechen oder zu lange Sprechphrasen bilden. Die angespannte Bauchmuskulatur verhindert, dass sich das Zwerchfell bei der Einatmung senken kann. Dadurch entsteht eine ineffiziente Hochatmung, bei der sich der Brustkorb und die Schultern heben. Auf diese Weise werden nur die oberen Regionen der Lunge belüftet und es entsteht das Gefühl, zu wenig Luft zur Verfügung zu haben.

Angestrengte Atmung, Verspannungen, Rückenschmerzen

Eine schlechte Atemtechnik führt häufig dazu, dass Atemmuskeln während des Sprechens unökonomisch Arbeiten. Wenn beispielsweise Ausatemmuskeln dauerhaft angespannt sind, behindern sie den Vorgang der Einatmung. Dies führt zu einer schwerfälligen und angestrengten Atmung und häufig entstehen auf diese Weise Verspannungen der Rücken-, Nacken- oder Bauchmuskulatrur.

Druck auf der Brust, eingeschnürter Brustkorb

Auch im Bereich der Zwischenrippenmuskulatur rund um den Brustkorb kann es zu Verspannungserscheinungen kommen. Patienten, die von dauerhaft angespannten Atemmuskeln im Bereich des Brustkorbs betroffen sind, empfinden ihre Atmung häufig als „eingeschnürt“ oder beschreiben einen „Druck auf der Brust“.

Falsche Atmung beim Sprechen:

  • lange Sprechphrasen mit zu kurzen, seltenen oder unregelmäßigen Atempausen
  • Schnappatmung
  • Atemgeräusche
  • Hochatmung statt Bauchatmung
  • flache Atmung ohne Beteiligung des Zwerchfells
  • Kurzatmigkeit
  • hoher Luftverlust beim Sprechen und singen (schnell „außer Puste“)
  • verspannte Atemmuskulatur
  • verkrampfte Bauchmuskeln
  • verspannte Rückenmuskulatur und Rückenschmerzen
  • reduzierte Mundöffnung oder unphysiologische Nasenatmung
  • Engegefühl im Hals
  • Druck auf der Brust u.a.

Weitere Ursachen für Atemprobleme

Kurzatmigkeit und Luftnot sind zwar häufig, aber nicht immer die Folge einer schlechten Atemtechnik. Auch die folgenden Ursachen können Atembeschwerden auslösen.

Stimmstörungen und Heiserkeit

Bei einer Stimmstörung entstehen während der Stimmgebung Nebengeräusche, die als Heiserkeit hörbar werden. Je stärker die Heiserkeit ausgeprägt ist, desto ineffizienter wird die Ausatemluft beim Sprechen und Singen ausgenutzt. Der hohe Luftverlust führt in der Folge zu einer verkürzten Tonhaltedauer und Patienten geraten schnell „aus der Puste“, können keine langen Melodien singen und müssen häufig nachatmen.

Psychische Ursachen

Atmung, Sprechweise und Stimmgebung werden in direkter Weise von unserer emotionalen Stimmungslage beeinflusst. Wenn wir ruhig und entspannt sind, atmen und sprechen wir anders als bei Erregung. Bei Nervosität verändert sich bei den meisten Menschen das Sprechen dahingehend, dass sie schneller sprechen, längere Sätze bilden, seltener, hektischer und flacher einatmen. Besonders bei Menschen, die sich in öffentlichen Redesituationen unwohl und unsicher fühlen, können Atemprobleme sehr belastend sein und zur Kurzatmigkeit führen. Psychische Belastungen sind daher eine häufige Ursache für beim Sprechen auftretende Luftnot.

Organische Ursachen

Erkrankungen des Kehlkopfes, des Herzens oder der Lunge können ebenfalls die Ursache einer Luftnot sein. Stimmlippenlähmungen können beispielsweise zu einer starken Heiserkeit oder – im Fall der beidseitigen Stimmlippenlähmung – zu einer Atemnot (Dyspnoe) führen. In solchen Fällen sollte immer eine fachärztliche Untersuchung erfolgen.

Richtig zu atmen ist ganz einfach.
Man muss aber wissen, worauf es ankommt.

Gute Atemtechnik

Eine gesunde Sprechatmung erfolgt mühelos und ist leichtgängig. Sie versorgt uns während des Sprechens in regelmäßigen Abständen mit genügend Luft und lässt Kurzatmigkeit erst gar nicht entstehen. Sie sorgt für einen guten „Atemantrieb“ für die Stimmbildung und ist damit eine wesentliche Voraussetzung für eine klangvolle, kräftige und widerstandsfähige Stimme.

Regelmäßig atmen

Die einfachste und wirkungsvollste Maßnahme gegen Luftnot ist regelmäßiges atmen. Damit wir genügend Luft zur Verfügung haben, sollten die Sprechphrasen nicht zu lang sein und die Atempausen ungefähr alle 3-8 Sekunden erfolgen.

Zeit lassen

Der Atemvorgang benötigt Zeit, damit sich der Mund öffnen, der Rachen weiten und das Zwerchfell ausreichend absenken kann. Auf diese Weise kann die Luft ungehindert in die Lunge einströmen. Gewöhnen sie sich daher an, ruhig zu atmen und sich beim Sprechen nicht hetzen zu lassen.

Genügend Luft – aber nicht zu viel

Achten Sie beim Einatmen darauf, weder zu wenig noch zu viel einzuatmen. Entwickeln Sie ein Gefühl für die richtige Menge und beobachten Sie die positiven Auswirkungen auf die Stimmgebung und die Sprechweise.

Die tiefe Bauchatmung nutzen

Bei der tiefen Atmung weitet sich der Brust-und Bauchraum und die Luft dringt in die unteren Regionen der Lunge ein. Die Mischatmung aus Brust- und Bauchatmung ist die ideale Atemform für das Sprechen. Sie versorgt uns mit ausreichend Luft für die Stimmgebung und sorgt für gute Resonanzverhältnisse in unserem Vokaltrakt. Lassen Sie es daher immer zu, dass sich der Bauch bei der Einatmung ausreichend weiten kann. Atemübungen helfen, die Bauchatmung zu entwickeln.

Geräuschlos durch den Mund atmen

Während wir in Ruhe normalerweise durch die Nase atmen, ist es beim Sprechen und Singen genau umgekehrt. Da die engen Nasenlöcher eine schnelle und ungehinderte Einatmung nicht zulassen, ist die Nasenatmung für die Stimmgebung ungeeignet. Die richtige Atmung beim Sprechen erfolgt daher durch den Mund. Dieser öffnet sich in der Atempause, so dass die Luft ungehindert einströmen kann. Auf diese Weise entsteht eine ungehinderte, leichtgängige und geräuschlose Einatmung.

Atemprobleme beim Sprechen und Singen
sollten in einer ausführlichen logopädischen
Atem-, Sprech- und Stimmdiagnostik
untersucht werden.

Untersuchung der Atemtechnik

Zu Beginn einer Behandlung erfolgt eine ausführliche Untersuchung der Atemtechnik

Die erste und vielleicht wichtigste Aufgabe ist es, herauszufinden, ob Atemprobleme atemtechnisch bedingt sind oder ob andere Ursachen in Frage kommen. Da atemtechnische Defizite von Klient zu Klient sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können, ist es wichtig, die individuelle Symptomatik möglichst präzise zu beschreiben. Daher erfolgt zu Beginn der Behandlung immer eine ausführliche Diagnostik der Atmung, des Sprechens und der Stimme. Mit klassisch-logopädischen Untersuchungsverfahren und mit Hilfe der computergestützten Stimm- und Sprechanalyse untersuchen wir die Atemtechnik beim Sprechen, Lesen und Singen und leiten daraus die Ziele für die weitere Behandlung ab.

Luftnot beim Sprechen und Singen sind häufig Folge einer schlechten Atemtechnik.

Atemfehler entdecken

Mit Hilfe der computergestützten Sprechanalyse lässt sich die Sprechatmung genau untersuchen und grafisch darstellen. In der nebenstehenden Darstellung erkennen wir regelmäßig stattfindende und geräuschlose Atempausen und angemessene Phrasenlängen.

Behandlung von Atemproblemen

Kurzatmigkeit, Luftnot und andere Atemprobleme, die durch eine falsche oder fehlerhafte Atemtechnik verursacht werden, lassen sich durch ein Atem-, Sprech- und Stimmtraining bzw. eine logopädische Stimm- und Atemtherapie meistens gut behandeln.

Atemtraining

Vor allem für Berufssprecher, die in einem stimmintensiven Beruf arbeiten und täglich auf eine leistungsfähige Stimme angewiesen sind, empfehlen wir die Teilnahme an einem Atem-, Sprech- und Stimmtraining. Es fördert eine gute Atemtechnik, beugt Atemproblemen vor und hilft, die Stimme dauerhaft gesund zu erhalten. Die Kosten für ein Atem-, Sprech- und Stimmtraining werden von den Teilnehmern selbst getragen.

Logopädische Stimm- und Atemtherapie

Wenn sich in der Eingangsuntersuchung Symptome einer medizinisch relevanten Atem-, Sprech- und Stimmstörung zeigen, ist eine logopädische Behandlung angezeigt. Der HNO-Arzt, Phoniater oder Hausarzt verordnet in diesem Fall eine logopädische Therapie, deren Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen weitgehend übernommen werden.

Atemprobleme beim Sprechen sind nicht selten.
Sie lassen sich aber in einer zielgerichteten
Atem-, Sprech- und Stimmtherapie gut behandeln.

Richtiges atmen lässt sich erlernen!