Mittelohrentzündungen und Paukenergüsse: Wenn Hörstörungen zu Sprachstörungen führen

Mittelohrentzündungen und Paukenergüsse und die damit verbundenen Hörstörungen sind bei Kleinkindern häufig die Ursache für Sprachentwicklungsstörungen. Wenn Kinder schlecht hören, können sie den sprachlichen Input nur unzureichend aufnehmen und es entwickeln sich in der Folge ausgeprägte Sprachentwicklungsstörungen. Diese sollten so früh wie möglich erkannt und logopädisch behandelt werden. Lesen Sie in diesem Artikel über die Zusammenghänge von Hörstörungen und Sprachstörungen bei Kleinkindern.

Wie kommt es zu Hörstörungen durch Mittelohrentzündungen und Paukenergüsse?

Mittelohrentzündungen entstehen meistens im Rahmen banaler Erkältungskrankheiten und grippaler Infekte. Dabei werden die Erreger von der Nase über den Verbindungsgang in die Paukenhöhle des Mittelohrs fortgeleitet. Dort kommt es zur Entstehung von Paukenergüssen und Mittelohrentzündungen. Das gestaute Sekret führt zu einem erhöhten Druck in der Paukenhöhle und damit meistens zu erheblichen Ohrenschmerzen.

Warum sind Vorschulkindern so häufig betroffen?

Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Ohrtrompete noch sehr kurz. Dadurch kommt es bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen zur Fortleitung der Erreger.

Warum haben Paukenergüsse und Mittelohrentzündungen eine so große Bedeutung für die Sprachentwicklung?

Eine der wesentlichen Voraussetzungen für einen guten Spracherwerb ist, dass Kleinkinder ein reichhaltiges sprachliches Angebot erhalten, aus dem sie ihr eigenes Sprachsystem entwickeln können. Dafür benötigen sie ein intaktes Gehör.
Mittelohrentzündungen und Paukenergüsse führen dazu, dass der Schall im Innenohr nicht ausreichend weitergeleitet wird und das Hörvermögen der Kinder eingeschränkt wird. Kinder hören dann schlechter, leiser, dumpfer und sind nicht mehr in der Lage, ähnlich klingende Laute zu differenzieren. Das Sprachzentrum, das sich in der Großhirnrinde befindet, erhält auf diese Weise nur sehr ungenaue sprachliche Informationen und kann sich in der Folge nur unzureichend entwickeln. Die Sprache der Kinder ist in diesen Fällen häufig gekennzeichnet durch Entwicklungsstörungen der Grammatik, des Wortschatzes und der Artikulation.

Behandlung 

Paukenergüsse und Mittelohrentzündungen müssen immer HNO-ärztlich oder pädaudiologisch behandelt werden, damit es nicht zu länger anhaltenden Hörstörungen kommt. Damit das Mittelohr wieder ausreichend belüftet wird, ist es wichtig, für eine gute Nasenatmung zu sorgen. Der Einsatz von abschwellenden Nasentropfen führt dazu, dass das Mittelohr über die Ohrtrompete wieder besser belüftet wird und das Sekret ablaufen kann. Bleibt der Paukenerguss trotz dieser Behandlung länger bestehen, kann es sein, dass eine HNO-Operation erforderlich wird. Über einen Schnitt ins Trommelfell kann der HNO-Arzt das vorhandene Sekret absaugen und ggfs. Paukenröhrchen einsetzen, die für eine zusätzliche Belüftung des Mittelohrs sorgen.

Logopädische Diagnostik

Zu Beginn einer logopädischen Behandlung führt der Sprachtherapeut eine Diagnostik durch, die das Ziel hat, die gesamte sprachliche Entwicklung des Kindes zu erfassen. Anhand der folgenden Fragen geht es darum, herauszufinden, wie sich das Sprachsystem des Kindes entwickelt hat.

  • Kann das Kind die unterschiedlichen Sprachlaute wahrnehmen und unterscheiden?
  • Welche Laute bildet das Kind korrekt und welche werden fehlgebildet?
  • Wie verständlich spricht das Kind?
  • Ist die Artikulationsstörung so gravierend, dass dadurch die Kommunikationsfähigkeit z.B. im Kindergarten eingeschränkt ist?
  • Wie ist die motorische Beweglichkeit der Artikulationsorgane entwickelt?
  • Wie groß ist der Wortschatz?
  • Wie ist das Sprachverständnis entwickelt?
  • Wie weit sind die grammatikalischen Fähigkeiten des Kindes entwickelt?

Therapie von Sprachstörungen bei Kleinkindern im Rahmen von Mittelohrentzündungen und Paukenergüssen

Aufbauend auf den Erkenntnissen der Diagnostik erfolgt eine systematische Planung der Therapie. Da Paukenergüsse und Mittelohrentzündungen meist zu einer ausgeprägten Artikulationsstörung führen, die die Kommunikationsfähigkeit der Kinder deutlich einschränken, steht meistens zunächst die Verbesserung der Verständlichkeit im Mittelpunkt der logopädischen Behandlung. Im weiteren Verlauf der Therapie erfolgt dann zumeist die Therapie der Grammatikstörung und des eingeschränkten Wortschatzes, soweit erforderlich.

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